Neulich beim Kunden: Oh nein, jetzt muss ich auch noch kreativ sein!

Ein mittelständisches Unternehmen hatte sich personell vergrößert. Das Firmengebäude war räumlich erweitert worden und bot nun mannigfaltige Möglichkeiten der Nutzung.

Es ging darum, neue Ideen der Raumaufteilung zu entwickeln um die Produktion sowie die interne Organisation und Kommunikation zu verbessern.

Zahlreichen Vorschläge waren aus unterschiedlichsten Gründen gescheitert - Diskussionen ohne Ende.

Der Umzug stand kurz bevor, jedoch noch immer ohne ein befriedigendes Raumkonzept in Sicht.

 

Die Situation schien festgefahren. Belegschaft sowie Geschäftsführung waren ratlos - und  genervt.


 

 Fünfzehn Teilnehmer unterschiedlicher Abteilungen und Hierarchiestufen waren zusammengekommen.

Das Ziel der Zusammenkunft:

Außerhalb der Alltagsroutine kreative Tools und Techniken zur Ideenfindung zu nutzen um neue ungewöhnliche Lösungen zu suchen.

Es ging darum, endlich das Unmögliches möglich zu machen: die neuen Räume entsprechend den neuen Aufgaben optimal zu nutzen!

 

Nach Begrüßung, Erläuterung zu Sinn und Ziel der „kreativen“ Herangehensweise, verabschiedete sich der erste Teilnehmer:

Das wäre hier wohl nix für ihn und da wäre auch noch ein wichtiger Termin.

Na super, das fing ja gut an!

Gemurmel im Hintergrund der Zurückgelassenen: „Der macht´s richtig! Kreativ ist hier doch keiner!“

 

Weiter im Programm: Ein kurze Warm up- Übung bot sich an, eine „zeichnerische“ Aufgabe für alle.

  • „Oh nein, Kunst! Da hatte ich schon immer eine 4“
  • „Ich habe seit 20 Jahren nichts mehr gezeichnet! Das geht nicht“
  • „Können wir was anderes machen? Bitte alles, nur nicht Malen!“

 Statt Angst vor Blamage war jetzt Mut gefragt und Vertrauen, dass das eignene künstlerisches Talent, Bastelerfahrungen und die Qualität der Zeichnung kein Thema sein würden.

Mehr oder weniger überzeugt, machten alle mit. Man schielte zum Nachbar und war erleichtert: Da  war auch kein Superzeichner am Werk.

 

Kreativitätstechniken sind Werkzeuge, um gezielt Ideen zu entwickeln - abseits der bereits ausgetretenen Lösungsansätze.

 

Es geht darum, Gedanken und Ideen mit dem "Hilfsmittel" Kreativmethode zu lenken, um eine „Neukombination von Informationen“ (Holm-Hadulla 2011) zu ermöglichen und etwas Neues oder Außergewöhnliches zu schaffen.

Ein Ausbrechen aus verfestigten Denkstrukturen und Abweichen von der Norm, läßt uns zahlreiche Lösungen für komplexe Probleme zu finden, auf die man „so“ nicht kommen würde. Wie man so schön sagt:

 

Kreativität fängt da an, wo der Verstand aufhört das Denken zu behindern.

 

Dazu bedarf es oftmals eines "inneren Rucks" und eines "äußeren Schubses" , weil wir diese Form zu Arbeiten und zu Denken nicht geübt sind und sie uns irritiert.

Das bekannte Bewerten in Kategorien, wie "richtig" oder "falsch" wird dabei bewußt vermieden. Deshalb blockieren wir uns "automatisch" , wenn wir z.B, bei kreativen Methoden immer sofort an unseren oftmals beschämenden Schulerfahrungen (im Kunstunterricht) denken oder das Ziel haben, extrem originelle und kreative „Leistung“ zu "produzieren".

 

Erleichtert, dass der Nachbar auch kein wahrer Künstler war, kam mit Humor und Neugier Bewegung in den Workshop.

Erstaunlicherweise war besonders die Methode Collaborative Sketching  für das Team ein wahrer Ideengenerator.

Bei dieser Methode wird viel skizziert und Ideen visualisiert.

Dank allerhand (Fehl)- Interpretationen der Skizzen anderer, wurden neue ungewöhnliche Lösungen entwickelt, verschiedene Blickwinkel eingenommen und Vorhandenes neu kombiniert.

Hochkonzentriert und mit Spaß am Erfolg produzierte das Team  plötzlich Ideen, die bisher für Alle „undenkbar“ gewesen waren.

Diese wurden bewertet und ausgewählt und erste Schritte für die Umsetzung der Ideen vorbereitet und geplant.Das Team war glücklich aber auch ratlos:  "Warum waren wir da vorher nicht draufgekommen?"

 

Diese Erfahrung zeigt: Wir alle verfügen über ein kreatives Potential.

Ob wir es auch zu nutzen verstehen, hängt nicht zuletzt davon ab, wie bereit sind

  • den Mut aufzubringen, uns auf Neues einzulassen 
  • die Angst vor dem, was wir nicht kennen, zu überwinden

Denn bei aller Berechtigung von Regeln und Abläufen:

 

Ohne Spielraum für unsere Spontaneität und Freiräume für Neues lassen wir uns  vom Bekannten beherrschen!

 

Mit unserem Wissen und unserer Kreativität können wir jedoch eine Fülle von Lösungen und Ideen für komplexe Problemen auf vielen Ebenen entdecken ... und hoffentlich nicht erst dann, wenn uns aus Verzweiflung nichts Besseres einfällt!